Hobbyflechter

Christian Pietsch
Uelzener Str.7
29378 Wittingen

eMail: info@hobbyflechter.de

Ein neues Geflecht für Stühle
Christian Pietsch möbelt uralte Sitzgelegenheiten wieder auf

Wittingen (kk). Wer hat ihn nicht im Haus, den schönen alten Stuhl, der eigentlich noch ganz in Ordnung ist, aber dessen Sitz und Rücken aus Rohrgeflecht völlig unbrauchbar geworden ist? Oder den Hocker, bei dem die Binsenbespannung ein wahres Trauerspiel darstellt?

Für Christian Pietsch, Hobby-Stuhlflechter aus Wittingen, ist es keine Schwierigkeit, Stühle aus verschiedenen Epochen zu reparieren und zu restaurieren. Während seiner Ausbildung zum Maler und Lackierer beim Bundesgrenzschutz in Gifhorn ist in ihm - bei der Restauration verschiedener Exponate - der Wunsch entstanden, Flechtarbeiten auszuführen. Um die Neigung zu diesem Handwerk in die Tat umsetzen zu können, eignete sich der Hobby-Künstler umfangreiches Wissen aus unterschiedlicher Fachliteratur an.

Seit 1985 bespannt Christian Pietsch - nach traditioneller Methode - Sitzflächen aus Peddigrohr und Binsen. Bevor mit dem Ausflechten begonnen werden kann, müssen zuerst alte Reste des alten Rohrgeflechts sorgfältig herausgeschnitten werden. Zu diesem Zeitpunkt muß auf lockere Verbindungen, wurmstichige Teile und andere Mängel geachtet werden. Wenn nötig, wird der Stuhl vom Hobby-Flechter rundum erneuert. Im nächsten Schritt werden die zwei Meter langen Peddigrohr-Strippen zirka eine Stunde eingeweicht, damit sie bei der Verarbeitung nicht splittern oder brechen.

Das häufigste und haltbarste Stuhlrohrgeflecht ist das sechslagige Achteckgeflecht. "Die Arbeitszeit für diesen Sitz richtet sich nach den gebohrten Löchern im Rahmen der Sitzfläche und beträgt erfahrungsgemäß sechs bis zehn Stunden. Die zu verwendene Rohrstärke wird über den Abstand der Löcher im Stuhlsitz ermittelt. Mit einem neuen Geflecht hat der Stuhl eine Lebensdauer von zwanzig bis dreißig Jahren", erklärt Christian Pietsch.

Auch Binsen können für Stuhlsitze verwendet werden. Um das Material geschmeidig zu machen, ist eine Einweichzeit von sechs Stunden erforderlich. Die entscheidende Schnurstärke wird mit Binsenschnüren bestimmt, Diese entstehen aus mehreren zusammengedrehten Binsen, in die nach und nach neue eingelegt werden.

Der Sitz eines Stuhls mit einem Binsengeflecht wird gefertigt, indem rings um den Rahmen Binsenschnüre zu einem regelmäßigen Muster um die Zargen gelegt werden. So wird allmählich die Öffnung zur Mitte hin geschloßen. Als einziges Handwerkszeug für alle Flechtarbeiten benötige ich nur einen Pfriem und eine Schere," betont Christian Pietsch.

Einer Arbeit des Künstlers gebührt besonderer Ruhm: Es ist eine Gruppe von zwölf Stühlen aus der Gründerzeit um 1890, die er für einen Antiquitätenliebhaber aus Berlin restauriert hat.

"Zur Zeit baue ich auf meinem Grundstück an der Uelzener Straße eine Werkstatt und einen Ausstellungsraum. Die Räumlichkeiten sollen zum Ende des Jahres 1999 zu nutzen sein. Nach telefonischer Absprache kann ich dann verschiedene Exponate zur Restauration annehmen, ausstellen und zum Verkauf anbieten", sagt Christian Pietsch.

Anm. 07/2001: Bisher ist leider nur die Werkstatt fertiggestellt. Der Verkaufsraum benötigt noch etwas Zeit.


(Auszug eines Zeitungsartikels)